3. Psychiatrie

Endlich angekommen…

Nun bin ich „endlich“ das erste Mal in der geschlossenen Psychiatrie gelandet (es sollte nicht das letzte Mal sein) und habe auch meine erste Diagnose (Juhu) bekommen:
Akute Manie!
Was zur Hölle ist das denn? Ist das ansteckend? 😉

Ich wusste zunächst überhaupt nicht wo ich bin. Ich kam mir vor wie auf einem anderen Planeten. Raus durfte ich nicht, also studierte ich zunächst eingehend den (Brand)Fluchtplan der Station 7. Jetzt war mir klar, wo es raus ging, nur irgendwie war die Tür verschlossen…immerhin war sie aus Glas und man konnte durchgucken, nach draußen.
Bin ich etwa hier, weil ich gestern zu viel gesoffen hatte? „Was denken Sie, wo Sie hier sind?“, fragte mich ein Pfleger oder Arzt…ich fand keine Antwort.

Mein Zimmergenosse war ein geheimnisvoller, seltsamer Typ, der sich als mein Therapeut ausgab. Ich glaubte ihm. In dem Moment glaubte ich irgendwie alles und jedem, der mir irgendwie weiterhelfen konnte. Ich kam mir ein bisschen vor wie am ersten Schultag. Als ich irgendwann einen Pfleger nach einer „Patientenzigarette“ fragte, und sagte: „Mein Therapeut der Felix (Name geändert) hat doch gesagt die gibt es bei Ihnen.“ So wurde ich gleich erstmal in ein anderes Zimmer verlegt und bekam natürlich keine Kippe…die musste ich mir irgendwie anders organisieren, am Besten im Raucherraum (Bild siehe ganz unten).
Der Raucherraum war vielleicht 10m² groß, die Luft konnte man schneiden, da das Fenster nicht geöffnet werden konnte.
Hier standen sie alle rum und schwiegen die meiste Zeit, außer um Kippen zu schnorren, das ging irgendwie bei jedem, diagnoseübergreifend. 😀

So bekam ich auch meinen ersten Besuch. Es war mein besorgter Vater, der mich unterschreiben ließ, dass ich hier drinbleiben sollte. (Ich wusste damals nicht, dass ich mich hätte selbst entlassen können, da ich auf freiwilliger Basis hier war). Er drohte mir, mir die „Freundschaft“ zu kündigen, wenn ich es nicht täte.
Ich unterschrieb den Wisch und ging raus. Ich setzte mich auf den Ergometer im Eingangsbereich und fing an wie wild zu strampeln und dabei kamen mir die ersten Tränen, denn langsam wurde mir klar, dass ich in der Klapse gelandet war.

Es gab weitere Probleme: Die private Krankenkasse wollte nicht zahlen, weil sie davon ausging, dass ich die Erkrankung schon länger hätte und sie bei Vertragsabschluss verwiegen habe. Zum Glück konnte das eine Ärztin für mich klären…
Meine liebe Bank wollte die von mir als Jungunternehmer aufgenommen Kredite kündigen (ERP Darlehen usw.), weil sie die Angst hatte, dass ich die nie zurückzahlen könne…zum Glück war ich nicht allein selbstständig. Das hätte mich sonst vollkommen ruiniert…

Tagebuchauszug 2003…

Ich will nicht mehr…
Ich kann nicht mehr…
Ich will nur noch weg…
Ich weiß nicht wohin…
Scheiß Pillen, Scheiß Therapie
Alles fürn Arsch
Was soll der Dreck…keiner hat doch wirklich ne Ahnung.
Was will ich eigentlich…mir gehts doch prächtig.
Ich kann doch noch lachen, ich hab ja mich.
Es gibt keinen besseren Witz.
…und bei jedem Lächeln oder Grinsen unter Leuten fühle
ich den Essig auf meiner Zunge zusammenlaufen…
Lieber würd ich kotzen…aber ich grinse…
Ich kneif die Lippen zusammen und schlucks wieder runter.
Alle freuen sich, weils mir endlich besser geht.

Naja, lieber erstmal mit den „Kollegen“ eine rauchen gehen…

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